Übergangslotsen heben Fachkräftepotenziale an den Berufskollegs
Gemeinsames Programm des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales und des Ministeriums für Schule und Bildung - eingebunden in Fachkräfteoffensive NRW
Schülerinnen und Schüler in den Bildungsgängen des Übergangssektors an den Berufskollegs sind ein wichtiges Potenzial für die Fachkräftegewinnung. Das EU-geförderte Programm „Übergangslotsen“ begleitet und unterstützt sie beim Übergang in Ausbildung. Eine Veranstaltung am 12. März 2024 in Essen hat gezeigt: Die Übergangslotsen sind erfolgreich gestartet, die Kooperation an den Berufskollegs funktioniert.
Übergangslotsen - ein zentraler Faktor der Fachkräfteoffensive NRW
Der Widerspruch ist eklatant: In allen Branchen werden Fachkräfte dringend gesucht und gleichzeitig verharren allein in Nordrhein-Westfalen rund 45.000 junge Menschen bis zu vier Jahre lang an den Berufskollegs im Übergangssektor. Schlimmer noch: Gerade mal im Durchschnitt 21% Prozent von ihnen finden nach einem Jahr im Übergangssektor einen Ausbildungsplatz im dualen System.
„Das wollen wir nicht hinnehmen, das können wir uns nicht erlauben“, stellte Staatssekretär Matthias Heidmeier bei einer von der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B.) organisierten Veranstaltung in Essen unmissverständlich klar: „Wir müssen alle gemeinsam daran arbeiten, junge Menschen ohne unnötige Verzögerungen zum beruflichen Abschluss zu führen. Dazu leisten die Übergangslotsen einen wesentlichen Beitrag.“
Seit Ende 2023 begleiten und unterstützen Übergangslotsen mit ihrem Angebot ausbildungsinteressierte Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes, erfolgreiches Berufsleben, vorrangig in eine berufliche Ausbildung. Dabei orientieren sie sich an den individuellen Bedarfen und der aktuellen Situation der jungen Menschen. Zugleich stärken sie die Kooperation von Wirtschaft, Handwerk und Berufskollegs, damit Unternehmen ihre offenen Ausbildungsstellen besetzen können.
Genauso wie die Coaches aus dem Programm „Ausbildungswege NRW“ und die ebenfalls vom Land NRW mit EU-Mitteln geförderten Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter sind Übergangslotsen ein zentraler Faktor der Fachkräfteoffensive NRW.
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Gute Zusammenarbeit
„Gemeinsam daran arbeiten“ – mit dieser Formulierung hatte Staatssekretär Matthias Heidmeier vor allem die enge Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für Schule und Bildung (MSB) sowie dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) im Blick.
Ute Wohlgemuth und Berit Nöthen vom MSB stellten den Teilnehmenden das Konzept der Pointierung und Ausweitung der Praktika im Übergangssektor vor und warben für die Nutzung der ausgearbeiteten Unterstützungsmaterialien.
Gemeinsam haben die beiden Ministerien zudem eine Musterkooperationsvereinbarung entwickelt. Sie soll Berufskollegs und Übergangslotsen die Zusammenarbeit erleichtern. „Die Musterkooperationsvereinbarung gibt mit ihren Empfehlungen Orientierung“, so Stefan Pfeifer vom MAGS NRW, „doch jede Region, jede Schule ist anders, die konkreten Abstimmungen müssen also vor Ort geschehen. Wichtig ist dabei, dass sich Übergangslotsen in die jeweilige Schule und ihre Besonderheiten integrieren. Gleichzeitig müssen die Schulen die Übergangslotsen als Gewinn für die Jugendlichen auf ihrem Weg in den Beruf willkommen heißen.“
Gelungener Start
Beides ist offensichtlich der Fall. Wesentlich zum Gelingen beigetragen hat auch die Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks e.V. (LGH). Sie hat im Rahmen des Programms in allen fünf Regierungsbezirken Nordrhein-Westfalens große Verbünde örtlich etablierter und gut vernetzter Träger gebildet, die qualifizierte Übergangslotsen zur Verfügung stellen. Darunter wirtschaftsnahe Träger, regionale Bildungsträger aber auch kirchliche Träger und Träger der freien Wohlfahrtspflege – „alle mit vielfältigen Erfahrungen im Übergang Schule-Beruf“, wie Kerstin Weidner betonte, Gesamtprojektleiterin Übergangslotsen bei der LGH.
Wie gut das Programm Übergangslotsen gestartet ist, dokumentierte in Essen MAGS-Referentin Maren Behlau in ihrem Vortrag zum aktuellen Stand der Umsetzung. So sind nach genauen Abstimmungen vor Ort von den landesweit 133 geförderten Übergangslotsen bereits 120 an den Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen aktiv.
Genauso erfreulich die Entwicklung bei den teilnehmenden Jugendlichen: Von den insgesamt 10.000 Schülerinnen und Schülern, die letztlich in Nordrhein-Westfalen von dem Programm profitieren sollen, haben sich schon jetzt 2.100 junge Menschen entschieden, das Angebot des Landes in Anspruch zu nehmen.
Kontinuierliche Förderung
Im Mittelpunkt der Essener Veranstaltung standen die Übergangslotsen selbst. Aufgeteilt in Gruppen diskutierten sie über von ihnen selbst entwickelte Themen: die Aktivierung resignierter Jugendlicher zum Beispiel, die Einrichtung einer ausreichenden Zahl von Praktikumsplätzen auch im ländlichen Raum, die spezielle Unterstützung lernbehinderter junger Menschen, das Zusammenspiel mit weiteren Beratungsangeboten in diesem Handlungsfeld, eine aktive Netzwerkgestaltung und mögliche Unterstützungsleistungen für Betriebe. Gaby Holz und Jürgen Kempken von der G.I.B. moderierten die Diskussionen und fassten die Ergebnisse zur weiteren Bearbeitung zusammen.
Optimistisch stimmte alle Beteiligten der Veranstaltung nicht nur der gute Start in das Projekt, sondern auch die abschließende Ankündigung von Maren Behlau vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Sie kündigte an: Auch wenn der gegenwärtige Projektdurchlauf bis Ende des Jahres befristet ist – die Mittel der Europäischen Union für die gute Projektidee „Übergangslotsen“ sind für die komplette Förderperiode reserviert. Das heißt: Das Projekt Übergangslotsen wird auch nach dem Jahr 2024 fortgeführt – Rückenwind für die Fachkräfteoffensive NRW.
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